Lasst den Terror nicht siegen!





Das Dokument "Bestreitet ihnen ihren Sieg: Eine religiöse Antwort auf den Terrorismus" (Deny Them Their Victory: A Religious Response to Terrorism) versammelte mit dem Datum vom 20. September mehr als eintausendfünfhundert Unterzeichner: Verantwortliche Christinnen und Christen aus den verschiedensten amerikanischen Kirchen, aber auch Vertreter des Judentums, Islam und des Buddhismus in Amerika. Für die römisch-katholische Kirche unterzeichnete unter anderen Msgr. William P. Fay vom Generalsekretariat der amerikanischen Bischofskonferenz.



"Wir, religiöse Verantwortungsträger in Amerika, teilen die Trauer unserer Mitbürger. Jede Gemeinschaft in Amerika hat den schlimmsten terroristischen Anschlag in unserer Geschichte, der New York, Washington und Pennsylvania traf, empfunden. Jedes beendete Leben war von einzigartigem und heiligem Wert in den Augen Gottes, und die Verbindungen, die Amerikaner mit den Toten empfinden, reichen sehr tief. Im Angesicht einer solchen grausamen Katastrophe ist es an der Zeit, auf Gott und aufeinander zu setzen um der Stärke willen, die wir brauchen, und der Antwort willen, die wir geben werden. Wir müssen bis zu den Wurzeln unseres Glaubens graben nach dem, was uns nährt, tröstet und Weisheit schenkt.

Erstens: Wir müssen ein Wort des Trostes finden für den unermesslichen Schmerz und das Leiden unserer Menschen. Unsere religiösen Gemeinschaften werden ihre praktischen und pastoralen Hilfsmöglichkeiten anbieten, um die Wunden der Nation zu verbinden. Wir können geschützte Orte werden, um zu weinen, und sichere Orte, unsere zertrümmerten Leben und Gemeinschaften wiederaufzubauen. Unsere Häuser religiöser Andacht sollten öffentliche Foren werden für gemeinsames Gebet, gemeinschaftliche Diskussion, letztendliche Heilung und Vergebung.

Zweitens: Wir richten ein Wort nüchterner Mäßigung an unsere Nation, da sie entscheidet, was ihre Antwort sein wird. Wir teilen den tiefen Zorn über diejenigen, die so fühllos und machtvoll unschuldiges Leben zerstören, ohne Rücksicht darauf, welchen Kummer und welche Ungerechtigkeiten hervorgerufen werden. Im Namen Gottes fordern wir, dass diejenigen, die für diese durch und durch bösen Taten verantwortlich sind, gefunden und gerichtet werden. Diese Schuldigen dürfen der Rechenschaft nicht entkommen. Aber wir dürfen nicht, aus Zorn und Rache heraus, unterschiedslos Vergeltung üben in einer Weise, die noch mehr Unschuldige um ihr Leben bringt. Wir beten, dass Präsident Bush und die Mitglieder des Kongresses die Weisheit Gottes suchen mögen, wenn sie über die angemessene Antwort entscheiden.

Drittens: Wir sind konfrontiert mit tiefen und grundlegenden Fragen danach, wie dieser Anschlag sich für Amerika als Nation auswirken wird. Die Terroristen haben uns eine umfassende Sicht auf die Welt gegeben, die sie schaffen würden: wo das Heilmittel gegen jeden menschlichen Kummer und Ungerechtigkeit in der Zuflucht zu der willkürlichen und feigen Gewalt der Rache liegt, sogar gegen völlig Unschuldige. Indem sie Tausende von uns getötet, unsere nationalen Symbole angegriffen, unsere politischen Anführer zur Flucht aus den Räumen der Regierung veranlasst, unsere Arbeit unterbrochen, unsere Familien auseinandergerissen und die Herzen unserer Kinder mit Angst geschlagen haben, müssen die Terroristen sich als Sieger fühlen.

Aber wir können ihnen ihren Sieg bestreiten, indem wir es ablehnen, uns einer Welt zu unterwerfen, die nach ihrem Bilde geschaffen ist. Terrorismus bewirkt nicht nur Tod und Zerstörungen, sondern auch emotionale Unterdrückung, um seine Ziele zu fördern. Wir dürfen nicht erlauben, dass dieser Terror uns davon abbringt, die Menschen zu sein, die Gott uns zu sein berufen hat. Wir bekräftigen die Vision von Gemeinschaft, Toleranz, Anteilnahme, Gerechtigkeit und der Heiligkeit des menschlichen Lebens, die im Innersten aller unserer religiösen Traditionen wohnt. Amerika muss ein geschützter Ort ein für alle Bürger in all ihrer Verschiedenheit. Es ist besonders wichtig, dass unsere Bürger, die nationale Herkunft, ethnische Zugehörigkeit oder Religion mit denen teilen, die, wer auch immer sie sind, uns angegriffen haben, selbst geschützt sind in unserer Mitte.

Unsere amerikanische Illusion der Unverwundbarkeit ist zertrümmert worden. Von heute an werden wir die Welt anders sehen, und dieser Anschlag auf unser Leben als Nation wird ein Test unseres nationalen Charakters werden. Lasst uns die richtige Wahl treffen in dieser Krise: lasst uns beten, handeln und uns vereinigen gegen die bitteren Früchte der Trennung, des Hasses und der Gewalt. Lasst uns uns selbst von neuem der Aufgabe eines weltweiten Friedens, menschlicher Würde und der Beseitigung von Ungerechtigkeit, die Raserei und Rache heranzüchtet, weihen.

Wenn wir uns in unseren Häusern der Andacht versammeln, lasst uns einen Prozess beginnen, die Heilung und Gnade Gottes zu suchen."



Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. September (Übersetzung aus dem Amerikanischen: Ulrich Sander). Amerikanischer Text: www.ncccusa.org/news/interfaithstatement.html.

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