Mala, der buddhistische Rosenkranz | Der islamische Rosenkranz | Der katholische Rosenkranz: Die Perlen und das Kreuz |
Gottes Name bleibt uns "fremd". Auch wenn Gott uns in den biblischen Geschichten seinen Namen offenbart hat, bleibt er Gottes Name und wird nie menschliches Eigentum. Wo Christen in ihrem Glauben wissen, dass Gott nicht ihnen, sondern dass sie Gott gehören, werden sie frei, auch auf Gottes "fremde Namen" zu hören. Darauf, wo Gott selbst seinen Namen zu Ehren bringt in den Gebeten gläubiger Menschen anderer Religionen und Kulturen.
Im Oktober, dem "Rosenkranzmonat", rufen viele katholische Christinnen und Christen den
Namen Gottes vor allem durch das Beten des "Rosenkranzes" an. Mit dieser Gebetsschnur ist
eine Litanei, ein Wiederholungsgebet, aus Vater-Unser- und Ave-Maria-Gebeten verbunden. Diese Form der Meditation mithilfe einer Gebetsschnur ist uralt. Es ist, als ob die
Stimmen der christlichen Beterinnen und Beter begleitet würden: vom Gemurmel eines
großen Chores, von Stimmen, die in fremden Sprachen klingen, von Gottes "fremden
Namen".
2. Die Stimmen der Buddhisten: Juwel im Lotos. In diesem Chor sind die Stimmen von Buddhisten zu hören. Der historische Buddha
Gautama ist für viele Buddhisten die Verkörperung eines überzeitlichen Wesens, das gelobt
hat, nicht eher in den göttlichen Zustand leidfreier Seligkeit einzugehen, bis alle Wesen erlöst
sind (Bodhisattwa Awalokiteschwara). Dieser "Buddha der Barmherzigkeit" wird in China oder Japan oft als weibliche Gestalt
abgebildet. Ihr Erkennungszeichen ist der Rosenkranz, der sie mit den Gläubigen verbindet.
Sie suchen mit Hilfe der 108 Perlen der Gebetsschnur innere Sammlung und rufen um
Erbarmen und Beistand:
"Om mani padme hum" lautet ihre Gebetsformel.
"Gottes sind die schönsten Namen, so rufet ihn bei diesen an" (Koran Sure 7,179). Es heißt, Gott habe hundert Namen; 99 davon wiederholen alle Gläubigen im Rosenkranz;
den hundertsten Namen offenbart Gott jedem Menschen in der Stille seines Herzens. In
diesem hundertsten Namen Gottes können Christen die Stimme Jesu hören: "Abba, lieber
Vater".
4. Die Stimmen der Christen: Geheimnis Jesus. In den Chor der Beten stimmen die Christen ein. Die muslimischen Gläubigen haben die
Gebetsschnur des Rosenkranzes weitergereicht an die christlichen Mönche des
Dominikanerordens. Die dreimal gebetete Reihe der Perlen des katholischen Rosenkranzes
entspricht der Zahl der 150 Psalmen der Bibel.
Unser Vater im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes,
Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Der Rosenkranz verbindet die Bitte um Erbarmen mit der biblischen Geschichte.
Kernelement des katholischen Rosenkranzes ist ein "Gesätz" (die Rezitation von einem
Vater-unser und zehn Ave-Maria-Gebeten), das die stets von neuem wiederholten Gebete
jeweils unter eine bestimmte Betrachtung des Heilswirkens Jesu Christi stellt. Dreimal fünf
solcher "Gesätze" spannen den Bogen der Geheimnisse des Lebens Jesu auf: seine
Empfängnis, Geburt und Kindheit (freudenreiche Geheimnisse), seine Angst, Folter und
Hinrichtung (schmerzhafte Geheimnisse) und sein österlicher Sieg über den Tod, die
Sendung des Geistes, die Erhöhung Marias (glorreiche Geheimnisse). Die Erinnerung an
die Barmherzigkeit Gottes, der als Mensch unter uns gelebt und gelitten hat. So wird die
Gebetsschnur zum Ausdruck der christlichen Hoffnung: Dass wir an Gottes Leben teilhaben,
wie Gott an unserem teilgenommen hat.
5. Frieden. Der Rosenkranz versammelt einen Chor von Stimmen unterschiedlicher Zeiten, Kulturen und
Religionen. Wenn katholische Christinnen und Christen in diesem Oktober diese Gebetsform
besonders pflegen, dann legt ihr Gebet ein praktisches Zeugnis ab gegen diejenigen, die die
Ereignisse dieser Tage als Anzeichen für einen "Kampf der Kulturen" verstehen. Der
Rosenkranz in den Händen von Christen und in den Händen von Muslimen spricht davon,
dass Glaube Menschen verbinden kann, wenn sie Gottes "fremde Namen" zu hören bereit
sind.
Der - nach islamischer Überlieferung - "Frieden" (as-Salam) unter seine Namen zählt, dessen Gnade Christen anrufen, wenn sie
sich an die Mutter Jesu, die "Königin des Friedens", wenden: Gott
schenke Frieden seinen Kindern in dieser Zeit.
Der Bodhisattwa Awalokiteschwara, die Verkörperung der Barmherzigkeit. Er hält einen Rosenkranz in der rechten oberen Hand | Eine barocke Madonna inmitten eines Rosenkranzes der "Fünf Wunden" Jesu |
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